Auch in diesem Jahr haben die Jugendbegegungen und Dialogseminare von Ferien vom Krieg wieder erfolgreich stattgefunden.
Einiges war neu dieses Jahr: Nach Sondierungsreisen im Frühjahr fanden die Dialogseminare im Projektteil Israel und Palästina dieses Jahr mit neuen, engagierten Partnerinnen statt.
Das gemischte Seminar wurde von einer Partnerorganisation gestaltet, die sich dem Konflikt vor allem mit theater- und medienpädagogischen Ansätzen nähert. Zudem arbeiten mit einem Triangelansatz – neben jüdischen Israelis und Palästinenserinnen aus der Westbank wurden auch Palästinenserinnen mit israelischer Staatsangehörigkeit in Moderation und Methodik als dritte Gruppe eingebunden, um der Komplexität der Situation vor Ort besser entsprechen zu können. Die Teilnehmenden waren im Alter zwischen 15 und 23 Jahren, womit wir in diesem Jahr seit langer Zeit wieder mit Jugendlichen aus dieser Region arbeiteten. Auch methodisch war einiges anders: Theater – und medienpädagogische Ansätze rahmten die Diskussionen in den beiden Gruppen um die persönlichen, familiären sowie historischen Narrative der Teilnehmenden im Zusammenhang mit dem Konflikt und der Besatzung.
Wie für sehr viele erwachsene Teilnehmerinnen, sind die zwei Wochen auch für die Jugendlichen ein Wendepunkt, oft verbunden mit einer (Identitäts-)Krise, da vieles von dem, an das sie bisher geglaubt haben, in sich zusammenfällt und das in der Schule und oder von der Familie Gelernte als Lüge erscheint. Eine der Herausforderungen ist es nun, die neu gewonnenen Meinungen und Erfahrungen zu vertiefen, zu festigen und im Austausch miteinander die emotional oft herausfordernden Dialogprozesse fortzusetzen. Gerade bei Jugendlichen ist es umso wichtiger, dies intensiv und langfristig zu begleiten, was im Rahmen eines längeren Prozesses über zwei Jahre bei zahlreichen uni- und bi-nationalen Nachfolgetreffen geschehen wird.
Unter neuer Koordination fand in diesem Jahr auch wieder ein Seminar nur für rund 60 Frauen* aus Israel und Palästina statt – es zeigte sich einmal mehr, wie wichtig es ist, auch einen geschützten Austausch- und Diskussionsraum exklusiv für junge Frauen aus der Region bieten, in dem offen und respektvoll ohne die Einmischung von Männern über die jeweiligen Erfahrungen im Konflikt diskutiert und gestritten werden kann.
Im ehemaligen Jugoslawien fanden erneut gleich mehrere Jugendbegegnungen statt – neben Treffen in Bački Monoštor (Serbien) und Novi Sad (Serbien) kamen 50 Mitglieder von YU-Peace in Tuzla (BiH) zusammen. In verschiedenen Workshops diskutierten sie über den vergangenen Krieg und seine Rückwirkung auf die Gegenwart und tauschten sich über die politische Situation, Religion, Identität und Geschlechtergerechtigkeit in den jeweiligen Ländern aus. Die mit 120 Teilnehmenden größte Begegnung gab es in Split (Kroatien); ein Novum, denn bisher hatten die Erstbegegnungen in Basko Pojle stattgefunden – während die Jugendlichen sehr intensiv und engagiert in Workshops zu verschiedenen Themen rund um den Krieg arbeiteten, war die Stimmung vor allem unter den Erwachsenen dieses Jahr ein wenig angespannt, da Split als eines der Zentren kroatischer Nationalist*innen gilt und es Bedenken gab, die Jugendlichen würden vor Ort angefeindet. Schließlich war die Erstbegegnung aber ein voller Erfolg und befürchtete Anfeindungen blieben aus.
Auch im deutschen Team einen Wechsel: die langjährige Koordinatorin Barbara Esser beendete ihre Arbeit im Projekt und hat an unsere neue Kollegin Katharina Ochsendorf übergeben. An dieser Stelle danken wir Barbara Esser nochmals herzlich für ihr Engagement!