Das Projekt Ferien vom Krieg auf zahlreiche Begegnungen und Seminare mit Jugendlichen aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens und jungen Erwachsenen aus Israel und Palästina zurück, die auch das Jahr 2019 wieder sehr bereichert haben.
Im ehemaligen Jugoslawien war die Begegnung in Split mit 120 Jugendlichen aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien geprägt von sehr intensiven inhaltlichen Workshops und neuen Gästen und Themen. Wie in den letzten Jahren standen der Krieg und seine bis heute andauernden Folgen in deren Zentrum. Für viele Jugendliche sind die Begegnungen die erste Gelegenheit, über den Krieg zu sprechen, sachliche und vorurteilsfreie Informationen zu bekommen und festzustellen, dass es nicht nur eine „Wahrheit“ gibt.
Besonders bewegend war der Workshop mit Ajna Jusic, deren Schicksal und das ihrer Mutter durch den Film „Esmas Geheimnis“ weltbekannt wurden. Ajna erzählte von ihrer Organisation „Vergessene Kinder des Krieges“, die sich für die Rechte der Menschen einsetzt, die wie sie selbst, nach Massenvergewaltigungen im Krieg geboren wurden. Niemand spricht mehr darüber, aber bis heute sind sie durch Gesetze benachteiligt und gesellschaftlich diskriminiert. Alle bewunderten Ajna für ihren Mut, offen mit dieser Situation umzugehen und für ihre Würde einzutreten. Die serbische Menschenrechtsaktivistin Sofija Todorovic begeisterte alle mit ihren Berichten über Aktionen für Frauenrechte, gegen Nationalismus und für die Rechte von LGTBIQ -Aktivist*innen.
Die Wirkung auf die Jugendlichen wurde am vorletzten Tag der Begegnung besonders deutlich, an dem diese eigene Arbeitsgruppen anbieten konnten. Neben einem Tanzworkshop gab es acht inhaltliche Angebote zu gesellschaftspolitischen Themen. Zwei Jugendliche beispielsweise nahmen sich Sofijas Worte zu Herzen und boten einen Workshop zu LGBTIQ und Geschlechteridentitäten an; das erste Mal, dass dieses Thema bei unseren Begegnungen intensiv diskutiert werden konnte.
In Gornji Vakuf-Uskoplje berieten, im August 70 Mitglieder des Netzwerks Youth United in Peace eine Woche über weitere gemeinsame Aktivitäten. Außerdem fanden im April und im September Wochenendbesuche nach Sombor bzw. Tuzla statt an denen insgesamt 150 Jugendliche und junge Erwachsene teilnahmen. Weitere Evaluations- und Planungstreffen fanden im Oktober und November statt.
Im Projektteil Israel und Palästina fanden wie jeden Sommer zwei Dialogseminare für jungen Menschen aus Israel und Palästina statt.
Während die Teilnehmer*innen in den Dialogen versuchen, die Perspektiven der Anderen einzunehmen und gemeinsam nach Lösungen des Konflikts zu suchen, setzen Politiker*innen vermehrt auf gewaltvolle Eskalation und rücken eine Konfliktlösung in immer weitere Ferne. Umso beeindruckender ist es, wenn Teilnehmende, wie z.B. Yael* (Name geändert), durch das Seminar bestärkt, trotz allem nicht aufgeben:
„Vor dem Seminar schien mir eine Lösung unerreichbar. Jetzt weiß ich, dass wir Hoffnung brauchen und überzeugt sein müssen, dass Lösungen machbar sind.“
Am Frauen*seminar nahm in diesem Jahr mit Nour* (Name geändert) erstmalig in der Geschichte des Projekts jemand teil, die im Gazastreifen lebt:
„Ihr habt mir die Möglichkeit gegeben, mein Herz und meinen Kopf für Menschen zu öffnen, vor denen ich Angst hatte“
beschreibt sie ihre Erfahrung des Frauenseminars. Nours Berichte und Positionen haben das Seminar besonders bereichert .
„Ich habe den Israelis meine Botschaft überbracht, sie haben sie gehört und ich glaube daran, dass sie sie weitertragen werden.“
Neben dem Frauen*seminar fand im Israel-Palästina-Teil von Ferien vom Krieg das AllGenders-Seminar, welches alle Geschlechter miteinbezieht, wie geplant mit neuen Partnerinnen statt, die den politischen-Narrativ-Ansatz mit der Methode der Gewaltfreien Kommunikation verbunden haben. Es war ein spannendes und bewegendes Pilotseminar und wir hoffen, dass sich diese Partnerschaft weiter positiv entwickelt.
Unterdessen haben die Theater- und die Jugendgruppe, mit denen wir 2018 das AllGenders-Seminar realisieren durften, bis in den Sommer hinein weitere Nachfolgeaktivitäten verwirklicht: Neben regelmäßigen Treffen konnten trotz der schwierigen und angespannten politischen Situation vor Ort, sowohl Diskussionsworkshops als auch kleine Theateraufführungen stattfinden.
Auch in diesem Sommer unterstützte das Projekt wieder Ferienspiele für 60 palästinensische Kinder in Khan Younis (Gazastreifen).